Wanderfahrt ins Land der 1000 Seen

Wanderfahrt nach Boeck vom 21. bis 27.09.2020

Unsere Wanderfahrt in die Mecklenburgische Seenplatte – im Corona-Jahr verschoben vom Juni in den September – soll unserer Fangemeinde nicht unkommentiert hinterlassen werden. Deshalb haben wir hier die wichtigsten Stationen für euch zusammengefasst: Wie immer fachkundig organisiert und geführt von Brigitte und Herbert trafen sich 28 Wanderfreunde aus verschiedenen Gruppen der Leipziger Region, um 9 erlebnisreiche Tage im Nationalpark Müritz zu verbringen. Zentrum des wanderlichen Geschehens wurde die Pension “Jägerrast” in der kleinen Touristenhochburg Boek. Von hier aus starteten wir zahlreiche Touren in die nähere und weitere Umgebung.

Die Mecklenburgischen Seenplatte, das Land mit 1117 natürlichen Seen bilden das größte vernetzte Wassersportrevier Europas mittendrin die Müritz. 

“Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.”

Tag 1, Montag 21.09., ca. 3 km: Wir treffen uns 9.00 Uhr an der “Preussenseite” vom Hauptbahnhof Leipzig und fahren mit einem kleinem Reisebus in Richtung Norden. Nach der Ankunft in Boek nehmen wir unsere Zimmer in Beschlag. Gegen 14.30 Uhr, starten wir zur einer ersten kleinen Wanderung durch den Ort und Verweilen dann im “Kutscher Cafe”. Ein Abstecher an die Müritz folgt und wir sehen, dass es wegen der anhaltenden Trockenperiode einen breiten Strand gibt, das Wasser beginnt erst weit draußen… Auf dem Campingplatz Boek, treffen wir auf einen passionierten Dauercamper, der uns Anekdoten aus seinem Zeltler da sein erzählt…

“Das Leben gebe euch für jeden Sturm einen Regenbogen, für jede Träne ein Lächeln, für jede Sorge eine Aussicht und Hilfe in jeder Schwierigkeit.”

Tag 2, Dienstag 22.09., ca. 11 km: Die heutige Tour führt uns rund um das Örtchen Boek, dem südlichen Eingang des Nationalparks Müritz. Gleich im Ort entdecken wir St. Johannis, eine schöne Kirche aus roten Backsteinziegeln. Durch Wald und Flur kommen wir zu den Müritzer Fischteichen und haben einen weiten Blick in die schöne Landschaft. Über Sandwege und die Doppelbetonspur der Nationalparkstraße wandern wir zur Boeker Mühle und weiter zum Campingplatz am Müritz Ufer. Zur Mittagspause geht es wieder ins Kutscher Cafe . Wer nicht immer Bockwurst essen will, lässt sich ein Stück leckere Torte schmecken – bei der Auswahl kein Problem. Ab 13.00 Uhr ist individuelle Gestaltung angesagt: Mutige gehen auf und ins Wasser, weniger Mutige nur drumherum.

Ab 16.00 Uhr geht es los mit einem neuen Motto: “Hab mein Wage` voll gelade”. Mit zwei Pferdekutschen fahren wir durch den Nationalpark und in den geschützten Bereich. Dieser gehörte früher Herrn Stoph, der ihn als privates Jagdrevier nutzte und ist heute ein Wildpark für Rot- und Damwild, Mufflons, Füchse und anderes Getier. Der Kutscher erzählt uns interessante Details zur Tierwelt und witzige Begebenheiten aus seinen Dienstjahren: “Der Kutscher hatte mal einen drauf…”, mit Pfiffen und Leckereien sollen Hirsche und Füchse angelockt werden, was teilweise gelingt. Die Tiere kommen nah an die Karren ran, so dass wir gute fotografische Erinnerungen festhalten können. Hirsch Heinrich, extra zahm erzogen, lässt sich heute nicht blicken. Er hat wohl genug vom Körnertoast “Lacky dawai”…. und “Attacke” so tönt es, als wir den schönen Ort wieder verlassen.

Was ihr heute könnt besorgen, dass verschiebt ruhig auf morgen. Denn was ihr heute könnt erleben, kann euch morgen keiner nehmen”

Tag 3, Mittwoch 23.09., ca. 15 km: Unser heutiges Ziel ist die hübsche Kleinstadt und Müritzer Metropole Waren. Wegen der etwas weiteren Entfernung wird es eine kombinierte Wander- und Busreise. Wir wandern bis nach Schwarzenhof, wo man in der Nationalparkinformation eine Fotoausstellung ansehen kann, eh der Bus uns an die Steinmole Waren fährt. Hier haben wir Zeit für einen kleinen Stadtspaziergang und einen Blick in die Kirchen St. Marien und St. Georgen. Gestärkt mit Fischbrötchen und Kartoffelgerichten schippern wir dann mit der Weißen Flotte über die Müritz. Der Kahn bring uns von Waren mit einem kurzen Halt in Klink nach Rechlin/Nord. Der Bolter Kanal, das geplante Ziel, kann wegen Niedrigwasser leider nicht angefahren werden. Erst mit Bus und dann per Pedes geht es zum Gasthaus “Seeadler” zum Abendessen. Für die Wanderung zurück nach Boek werden die Taschenlampen rausgesucht. Nachwanderungsfeeling breitet sich aus…

“Ein neuer Weg ist immer ein Wagnis, Aber wenn wir den Mut haben, loszugehen, dann ist jedes Stolpern und jeder Fehltritt ein Sieg über unsere Ängste, unsere Zweifel und Bedenken.”

Tag 4, Donnerstag, 24.09., ca. 12 km: Heute wandern wir von Boek nach Rechlin Nord zum Besuch des Luftfahrttechnisches Museum. Es befindet sich im historischen Gebäudeensemble der Erprobungsstelle der Luftwaffe des III. Reiches Gruppe Nord (Der Name sagt doch schon viel, oder?) Unterwegs können wir von Aussichtstürmen auf die Binnenmüritz blicken und verschiedene Vogelarten beobachten. Im Museum ist ein ganzes Kapitel der Luftfahrt in Schrift und Bild festgehalten sowie viele detailgetreue Modelle und verschiedene Exponate von Flugzeugtypen ausgestellt. Seit 1916, aber besonders in den Jahren 1926 bis 1945, arbeiteten hier Ingenieure am Düsenzeitalter und entwickelten die Luftfahrt. Danach wurde das Areal von den sowjetischen Streitkräften genutzt und erst 1993!!! frei gegeben. Seit dem bemühen sich 2 Vereine um den geschichtsträchtigen Ort… Zur kulinarischen Stärkung geht es zum Imbiss in der Trafostation West II. Nach einer kurzen Inspektion, was der Ort an Einkaufsmöglichkeiten zu bieten hat, fahren wir mit dem Bus zurück nach Boek.

“Die wahre Lebenskunst besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.

Tag 5, Freitag 25.09., ca. 9 km: Heute ist eine größere Tour (rund um den Hof- und den Priesterbäker See) von 19 km geplant, die leider aufgrund der Wetterprognosen – anhaltender Regen – verkürzt werden muss. Wir fahren mit dem Bus nach Speck, einem kleinen Ort am Rande des Nationalparks (Teil von Kargow, 1274 erstmals erwähnt). Hier haben wir in der urigen Hofkneipe “Fuchsbau” unser Mittagessen bestellt. Bei der Ortsbegehung sind wir überrascht, was wir in dem “Nest” alles entdecken: die alte Schmiede (1831 erbaut, ein markantes Gebäude mit vier Säulen, heute von einem Künstler genutzt), das Jagdschloss (entstand 1937 auf den Resten des alten Gutshauses), die Dorfkirche (eine neugotische Kirche gebaut 1876, Einrichtung vom klassizistischen Vorgängerbau übernommen, die Fenster im Chorraum tragen die Landesfarben rot, gelb und blau), die prächtige Sommerlinde (ihr Alter wird auf über 800 Jahre geschätzt, Stammumfang beträgt 9,60m).

Die fleißigen Frauen im Fuchsbau verwöhnten uns geschützt vorm einsetzenden Regen mit warmen Speisen. Die Wanderung entlang des Priesterbäker Sees zurück nach Boek unterbrechen einige, mit einen Abstecher zum Aussichtsturm Käflingsberge (barrierefreie Aussichtsplattform am Seeufer, die man über einen Holzsteg über das Moor erreichen kann).

Der Wettergott meint es nicht gut mit uns und macht uns einen dicken Strich durch die Rechnung!!! Wegen der gemeldeten Schlechtwetterlage, Regen auf Dauer und der in der Pension nur eingeschränkt vorhandenen “Sachen-Trocknungs- und Heizmöglichkeiten” müssen wir unseren Aufenthalt schon eher beenden. Wir werden schon am Sonntag abreisen…

Der Sinn des Reisens ist an ein Ziel zu kommen, der Sinn des Wanderns, unterwegs zu sein.”

Tag 6, Sonnabend 26.09., ca. 12 km: Wir nutzen den Regen freien Vormittag, um zum “Faule Ort”, zu wandern, Es geht durch einen sehr schönen, von Moosen durchzogenen Mischwald zum südlichen Ufer des Hofsees (das ist die andere Hälfte unserer geplanten Rundwanderung von gestern). Hier am mittleren der drei Specker Seen befindet sich eine biologische Station der Luther-Uni Halle-Wittenberg, die bis 1990 für die Ausbildung der Biologie-Studenten genutzt wurde. Heute dient die Station der Durchführung von Exkursionen und Praktika. Der volkstümliche Begriff “faule Ort” kommt von den nahen Faulseen. Das sind Verlandungsseen, Vorstufen der Niedermoore und gaben früher verstärkt schwefelhaltige Faulgase ab. Auf dem Rückweg werden aus Prognosen echte Tatsachen: es regnet und regnet und regnet, den gesamten Weg durch den wunderschönen Wald zurück nach Boek. Wer besonders hungrig ist, lässt sich gleich hier in den gastronomischen Häusern nieder. Wer noch Mumm hat, wanderte durch den Regen weiter und kehrt noch einmal beim “Seeadler” ein.

”Dass Vieles in unserem Leben anders kommt, als wir es uns vorgestellt haben, hat den Vorteil, dass wir viel weiter kommen, als wir eigentlich gehen wollten.”

Tag 7, Sonntag 27.09.: Rückreise nach Leipzig und “verfrühte” Ankunft in der sächsischen Heimat.

An die Adresse von Brigitte und Herbert geht unser herzlicher Dank für die Organisation der Wanderfahrt und allzeit “gut Stiefel”!!!

Text: Simone / Bilder: Marlis, Günther, Andreas

2 Kommentare

  1. Fleißig, fleißig. Wie immer schön beschrieben und bebildert. Es macht Spaß mit Euch zu wandern.

  2. Ein herzliches Dankeschön an Brigitte und Herbert für die sehr gute Vorbereitung und Durchführung dieses Wanderurlaubes. Nur sehr schade, dass er so plötzlich endete. Alles Gute bis zum nächsten Mal.

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